"Musikantenfreundliches Wirtshaus" heißt eine nicht nur volksmusikalisch ausgerichtete Veranstaltungsform des freien Laienmusizierens in Bayern. Vorbild dafür ist das Projekt "Musikantenfreundliche Gaststätte" des Steirischen Volksliedwerkes. Seit 1980 werden steirische Wirte ausgezeichnet, bei denen laufend musikalische Begegnungen stattfinden und die sich für die dörfliche Musikkultur einsetzen.
Hinter dieser Aktion steckt die Idee, die "autonome musikalische Selbstversorgung in Gaststätten" und das "freie, aus der Emotion geborene Singen und Musizieren zur eigenen Unterhaltung und Entfaltung, fern von Programmabläufen und Fremdbestimmung" und weg von einer erstarrten Bühnenkultur zu fördern – im Wissen um das Bedürfnis nach eigener musikalischer Betätigung der Menschen.
Das Wirtshaus als Ort der Begegnung und Kommunikation eines Ortes ist der ideale Rahmen dafür. Sänger und Musikanten spielen ohne Bühne und ohne Gage, allein für Getränke und eine Brotzeit zum eigenen Vergnügen und zur Unterhaltung der Gäste. Sie sitzen meist unter den Gästen, die Polarität – hier Künstler, dort Publikum – ist aufgehoben, die Grenze fließend, die Gäste können mitsingen oder mitmusizieren. Im Gegensatz zu organisierten Treffen im Sinne von Veranstaltungen entwickelt sich der Ablauf eines solchen Abends aus dem Engagement und dem Interesse aller Anwesenden. Die Musiker lernen den Verlauf eines Abends selbst in die Hand zu nehmen, ohne Moderator oder Veranstalter im Hintergrund, und auf das Publikum zu reagieren. Sie sind auch musikalisch ganz anders gefordert als auf der Bühne. Fähigkeiten wie Begleiten nach Gehör oder Singen in freier Mehrstimmigkeit sind ganz wichtig im spontanen Zusammenspiel.
"Musik beim Wirt" ist keine neue Erfindung, aber vielerorts ist das freie Singen und Musizieren aus den Gaststuben verschwunden und nicht mehr selbstverständlich.